Risiken bei gewerblichen Aligner-Anbietern
14. April 2022
Positionspapier der DGKFOWer sich Zahnschienen (Aligner) beim gewerblichen Anbieter oder Start-up machen lässt, geht erhebliche Risiken ein. Zu diesem Schluss kommen verschiedene Medien bei ihrer Recherche. Auch Kieferorthopäden warnen schon lange vor der Billig-Behandlung - und betonen, dass die Berichte von geschädigten Patienten keinesfalls Einzelfälle sind.
Immer mehr Patienten suchen Hilfe
In einem NDR-Beitrag wird eine Patientin gezeigt, die nach einer Aligner-Behandlung durch einen gewerblichen Anbieter zunehmend unter Schmerzen und Problemen beim Essen leidet. Als sie sich damit an eine Kieferorthopädin wendet, stellt diese fest, dass ein behandlungsbedürftiger Fehlbiss übersehen worden war. Solche Probleme sind keinesfalls Einzelfälle, betont die Zeitschrift zm - Zahnärztliche Mitteilungen in einem Artikel.
Darin kommt unter anderem der Geschäftsführer des Berufsverbands der Deutschen Kieferorthopäden (BDK), Stephan Gierthmühlen, zu Wort. Der Rechtsanwalt berichtet von einer “Fülle an Anfragen” und einer wachsenden Zahl von Patienten, die wegen Behandlungsfehlern durch Aligner-Start-ups Beratung suchen.
Werden bei der gewerblichen Aligner-Behandlung Standards unterschritten?
Angesprochen wird auch die bedenkliche Praxis, dass Untersuchung und Intraoralscan allein von einer Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) durchgeführt werden, der Patient also gar keinen Zahnarzt zu Gesicht bekommt. Die gewinnorientierten Unternehmen behaupten auch, ein Röntgenbild sei vor einer Behandlung mit Zahnschienen nicht in allen Fällen erforderlich – ein Punkt, den Kieferorthopäden ebenfalls deutlich anders sehen.
Aggressives Marketing wirft Fragen auf
Ein weiterer Aspekt, der von Kieferorthopäden kritisiert wird, ist die aggressive Art der Werbung für die Zahnschienen, häufig durch Influencer. Ein Beitrag des Content-Netzwerks “Funk” hat sich mit der Werbepraxis von DrSmile beschäftigt - dem deutschen Marktführer gewerblicher Aligner. 500 bis 700 Euro fließen pro Kunde ins Marketing - und das bei einem Gesamtbudget von 2500 Euro für die gesamte Schienen-Korrektur. Die Kunden seien außerdem per Telefon, SMS, E-Mail und kurzfristige Rabatt-Aktionen regelrecht bedrängt worden.
"Zahnheilkunde gehört nicht in einen Kiosk" und “Die Anamnese-Qualität war unterirdisch” sind weitere Zitate aus dem Artikel in zm. Hier wird noch einmal unmissverständlich deutlich, was Fachzahnärzte für Kieferorthopädie seit Langem anprangern: Die Korrektur einer Zahnfehlstellung gehört in die Hände von versierten Experten – und Aligner sind keine Lifestyle-Produkte, sondern kieferorthopädische Apparaturen!
Quellen:
- Das Gesundheitsportal: medondo.health
- Verbraucherzentrale, Aligner: Gewerbliche Zahnschienen-Anbieter im Marktcheck (Beitrag)
- https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/markt/Hohes-Risiko-Das-Geschaeft-mit-den-Zahnschienen,markt14964.html
- https://www.zm-online.de/archiv/2022/03/politik/so-arbeiten-gewerbliche-aligner-start-ups-1/
- https://bit.ly/zm_DrSmile
- Positionspapier der DGKFO